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Drehtürpsychiatrie zahlt sich nicht aus:
Im Rahmen der gestern von der Gesundheitsdirektion des Kanton Zürich präsentierten Sparmassnahmen für die psychiatrischen Institutionen, wurde u.a. die Schliessung der Klinik Hohenegg bekannt gegeben. Die Folge ist eine drastische Qualitätseinbüssung des Therapieangebotes und die Förderung einer Drehtürpsychiatrie, die für die Vereinigung der Angehörigen von Schizophrenie- und Psychisch-Kranken VASK Zürich im hohen Mass besorgniserregend ist.
Der Zürcher Regierungsrat beschloss im Jahr 2003 ein Sanierungsprogramm, das den Staatshaushalt um 2,8 Milliarden Franken entlasten soll. Bis Ende 2007 muss die Gesundheitsdirektion 286 Millionen Franken einsparen, davon 71 Millionen Franken in der Psychiatrie. Am 6. April unterrichtete die Gesundheitsdirektion über die konkreten Sparmassnahmen: Der Klinik Hohenegg in Meilen wird der Leistungsauftrag per 1. Januar 2005 und die Staatsbeitragberechtigung entzogen. Was faktisch die Schliessung bedeutet. Die Integrierte Psychiatrie Winterthur (IWP) muss auf den Ausbau des gerontropsychiatrischen Angebots verzichten. Zudem sollen generell Kapazitätsanpassungen und Effizienzsteigerungen erfolgen. Gesamthaft werden bis 2007 345 Stellen eingespart und 300 Betten gestrichen.
Verwahrlosung und sozialer Abstieg
Für die VASK Zürich sind die Konsequenzen dieser Massnahmen unhaltbar. In den letzten Jahren wurden Langzeitstationen geschlossen und Akutstationen eröffnet. Mit dem Ansatz der biologischen Psychiatrie – die Meinung, dass nur das Hirn erkrankt sei und man so mit Psychopharmaka die Krankheit behandeln kann – wurden diese Umverlagerungen möglich. Die Drehtürpsychiatrie hat sich im Kanton breit gemacht, da sie schliesslich rentiert und von den Krankenkassen voll gedeckt wird. Wo aber bleiben die schwerkranken Menschen?
Nach meiner Erfahrungen bleiben diese auf der Strecke: Verwahrlosung, sozialer Abstieg und vermehrte Ausgrenzung sind die Folgen dieser Politik. Wir Angehörigen müssen zuschauen und können nichts dagegen tun. Wenn nun behauptet wird, dass der Bettenabbau in den Kliniken den Ausbau von 16 neuen sozialpsychiatrischen Einrichtungen ermöglicht wurden und den Personalbestand auf 124 erhöht wurde – frage ich mich, wo dies stattgefunden hat.
Viele Einrichtungen mussten laut Psychiatriekonzept von 1998 neu konzipiert werden wie zum Beispiel Kirchberg und Winterthur. Aber der Bettenabbau und der Sozialpsychiatrische Ausbau fand nicht in dem Mass statt wie es sein sollte. Die Sozialpsychiatrischen Einrichtungen sind zum Teil überfordert - sind an ihren Grenzen angelangt, Wartelisten sind an der Tagesordnung und die schwierigen und schwerkranken Patienten haben keinen Platz mehr in diesen Institutionen.
Und nun noch die Schliessung der Klinik Hohenegg. Ich denke, dass dies nun alle Logik sprengt. Wie kann eine gut ausgelastete Klinik mit gutem Ruf weit über die Kantonsgrenze hinaus, mit ausgezeichneten und verschiedenen Spezialstationen geschlossen werden? Zudem geht langjähriges erprobtes Wissen verloren. Für uns Angehörigen und unsere Patienten ist es unverständlich. Ich frage mich gibt es überhaupt eine Klinik rechts des Zürichsees und der Limmat , welche das ausgezeichnete Konzept und die Angebote der Hohenegg in der heutigen Form übernehmen kann? Ich sage nein!
Wieder einmal bleiben die Psychischkranken und die Angehörigen ungefragt auf der Strecke. Wer sind die Gewinner an dieser Sanierung 04? Sicher nicht die Psychischkranken und die Angehörigen.