Emanzipierte Angehörige
Immer mehr Menschen leiden an einer psychischen Krankheit, ihre Freunde und Angehörigen leiden – oft im Stillen – mit, entwickeln sich zu «Experten eigener Art» und benötigen Unterstützung. Diese gibt ihnen die Vereinigung von Angehörigen von Schizophrenie- und Psychisch-Kranken VASK Zürich. Genau heute seit 20 Jahren.
Zürich, 30. September 2006 – Die Vereinigung von Angehörigen von Schizophrenie- und Psychisch-Kranken VASK Zürich hat allen Grund zu feiern. Heute, vor 20 Jahren mit rund 60 Mitgliedern gegründet, ist sie um ein Vielfaches gewachsen – und konnte in diesen zwei Jahrzehnten Einiges bewirken.
Trialog dank Angehörigenbewegung
Rund 150 Personen fanden sich in Zürich ein, um das Jubiläum der Vereinigung in einem festlichen Rahmen zu feiern. Robert Neukomm, Stadtrat von Zürich und Martin Brunschweiler, Generalsekretär der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich überbrachten Grussbotschaften.
«Die stetige Aufklärungs- und Informationsarbeit der VASK hat zweifellos eine entstigmatisierende Wirkung entfaltet», sagte Jürg Gassmann, Generalsekretär der Pro Mente Sana an der Feier. «Betroffene, Angehörige und psychiatrische Fachleute verstehen sich heute weit mehr als Schicksalsgemeinschaft als noch vor 20 Jahren. Dieser Trialog war nur möglich, dank der Offenheit und Gesprächsbereitschaft der Angehörigenbewegung», sagte er weiter. Annalis Knoepfel-Christoffel, Vorsitzende der Geschäftsleitung, Schweizerisches Rotes Kreuz bat die Angehörigen auf sich acht zu geben, weil sie die eigenen Bedürfnisse oft verdrängen würden. Auch betonte sie wie wichtig Angehörige sind: «Sie sind es, die Vorurteile aushalten müssen, aber auch abbauen können. Sie sind es, die oft die Verbindung des psychisch erkrankten Menschen zur Aussenwelt herstellen. Sie sind es, die mithelfen jeden Rückschlag zu verarbeiten.» Eva Keller, Präsidentin des Dachverbandes VASK Schweiz würdigte die Pionier-Rolle der VASK Zürich auf dem Weg zur heutigen Angehörigenvereinigungs-Landschaft.
Noch immer zu wenig Hilfe
Das Referat über die « Bedeutung der Angehörigenarbeit» von Professor Daniel Hell, Direktor der psychiatrischen Universitätsklinik Zürich stiess auf Interesse. Er führte auf, dass erst in den letzten Jahrzehnten die Angehörigen – auf Grund vielfältiger Untersuchungen – als Schutz gebende Personen und Promotoren einer fortschrittlichen Gesundheitsversorgung anerkannt worden seien. Laut einer eigenen Studie erhält knapp die Hälfte der Angehörigen von psychiatrischen Experten zu wenig Hilfe. «Wenn es gelingt die Angehörigen in die Therapie von psychisch Kranken einzubeziehen, reduziert sich die Rückfallrate der Betroffenen», führte Hell weiter aus. «Die Vereinzelung in der modernen Gesellschaft erschwert aber heute diese Angehörigenarbeit, sodass die Zusammenarbeit der Fachexperten mit den Angehörigen als «Experten eigener Art» in Zukunft noch wichtiger wird.
Die Präsidentin der VASK Zürich, Ruth Dual betonte in ihrem Ausblick auf die Zukunft, wie wichtig es sei, Angehörige in ihrem Umgang mit ihrem Schicksal und dem Kranken zu stützen, quasi zu emanzipieren, ihnen auch Mut machen, diese Krankheiten nicht weiter selber zu tabuisieren. «Nicht nur Patienten sollen mündig sein, sondern auch die Angehörigen. Empoverment heisst auf Neudeutsch die Parole.» In diesem Sinne stellte die Präsidentin ein Merkblatt vor, das Angehörigen als Leitfaden dienen könnte.
Anhand eines Baumes wurde den Anwesenden die Geschichte, die Wurzeln der VASK Zürich noch einmal erzählt. Der bolivianischer Gitarrist und Sänger Willy Claure sorgte für die musikalische Note. Auch die eindrückliche Ausstellung «Ich zeige euch meine Welt» (Ergebnis eines Malwettbewerbes unter psychoseerfahrenen Menschen) gefiel. Ein Apéro mit multikulturellen Köstlichkeiten bot Raum für Begegnungen und rundete die Feierlichkeiten ab.
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Ruth Dual, Präsidentin VASK Zürich
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